Es ist wissenschaftlich bewiesen: Kopfschmerzen, Nackenschmerzen und ähnliche Beschwerden können von unserem Kauapparat abhängen. Wussten Sie, dass die Osteopathie in diesen Fällen helfen kann? Wir erklären Ihnen alle Geheimnisse dieser komplexen Reaktionskette.

blog_kiefer_1

Unser Mund ist sehr komplex!

Wenn wir vom Mund reden, meinen wir natürlich nicht nur unsere Zähne und unsere Zunge, sondern auch den Ober- und Unterkiefer, das Kiefergelenk und nicht zuletzt die «Okklusion«, d.h. die Art und Weise wie sich der obere und untere Zahnbogen zusammenschliessen.
Unser Kausystem ist ausserdem über Faszien, Muskeln, Bänder und Nerven mit der Halswirbelsäule verbunden. Wenn z.B. eine sogenannte «Malokklusion» besteht, d.h. wenn eine Fehlstellung des Ober- und Unterkiefers existiert, können Störungen im Hals-  und Schädelbereich auftreten.
Das betrifft Erwachsene genauso wie Kinder.

 

Welche sind die typischen Symptome?

Die häufigsten Symptome des Ungleichgewichts auf Kiefer-Ebene sind:

  • Kopfschmerzen
  • Kieferknacken
  • Schwindel
  • Otitis
  • Sinusitis
  • Nackenschmerzen
  • Körperhaltungsprobleme

Weil die Symptome so unterschiedlich sein können, ist oft eine Ursache schwer zu diagnostizieren.
Häufig greift man zu entzündungshemmenden Medikamenten und Schmerzmitteln, die das Hauptproblem nicht wirklich lösen!

 

Wie hilft die Osteopathie?

Zuerst muss die Fehlstellung im Kieferbereich festgestellt werden.
Es gibt mehrere Tests, um die Dysfunktion aufzuspüren. Die am meist benutzten Tests sind:

Muskelkraft-Test

Bei diesem Test überprüft man die Muskelkraft eines Muskels (i.d.R. Deltoideus und Iliopsoas)bei offenem und dann bei geschlossenem Mund, um eine unmittelbare Veränderung der Muskelkraft zu zeigen. Bei Patienten mit Kieferfehlstellung ist die Kraft bei offenem Mund höher als mit geschlossenem Mund. Es ist dann Aufgabe des Osteopathen, den Auslöser zu behandeln und das Gleichgewicht auf Kieferebene wiederherzustellen.

Lippen-Test

Der Lippen-Test ist ein weiterer nützlicher und einfacher Test, um eine Kieferfehlstellung aufzuspüren. Dabei drückt man leicht mit zwei Fingern auf die Unterlippe des Patienten und man fordert ihn auf, Speichel zu schlucken. Wenn während des Schluckens die Unterlippe nach innen gezogen wird, besteht eine Funktionsstörung des automatischen Absenkens des Kehlkopfes. Menschen mit dieser Fehlstellung müssen bei jedem Schlucken ziehen und die Halswirbelsäule nach vorne strecken. Diese Patienten haben vermutlich chronische Nackenschmerzen.

Zungen-Test

Der Patient wird aufgefordert, die Zunge auszustrecken und mit ausgestreckter Zunge zu schlucken. Kann er das nicht, besteht wahrscheinlich eine Dysfunktion auf Höhe des Kiefergelenks.

 

 

 Was macht der Osteopath?

An erster Stelle wird mit Hilfe von Tests festgestellt, ob das Problem primär oder sekundär ist, d.h. ob die Kieferfehlstellung die eigentliche Ursache ist (primär) oder von einer anderen Ursache ausgelöst wird (sekundär).

Wenn es sekundär ist, muss der Osteopath auf den Auslöser agieren, um die Funktion wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Wie?

  • mit einer Manipulation im Bereich der Halswirbelsäule, die direkt auf das Kiefergelenk wirkt
  • mit Entspannungstechniken für die Kaumuskulatur
  • Der Osteopath wird vor allem am Schädel arbeiten, da das Schläfenbein zusammen mit dem Unterkiefer das Kiefergelenk bildet
  • Je nach Ursache werden häufig auch das Zungenbein und die Kiefermuskulatur behandelt.

Wenn das Problem primär ist, z.B. wenn eine Zahnkrone hervorsteht oder ein Zahn druckt, kann nur ein Zahnarzt die Fehlstellung korrigieren. Auch in solchen Fällen ist die gegenseitige Unterstützung zwischen Zahnarzt und Osteopathen äusserst wichtig, denn der Osteopath kann die Arbeit des Zahnarztes begleiten und die Wirkung seiner Arbeit beschleunigen, z.B. bei der Applikation einer Zahnspange.

 

Zusammenfassung

  • Eine Kieferfehlstellung verursacht oft Symptome im Bereich des Nackens und des Kopfes und beeinflusst unsere Körperhaltung.
  • Ein Osteopath kann mit manuellen Techniken die Ursache der Symptome erkennen und den Kieferbereich entspannen und behandeln.
  • Nicht alle Kieferfehlstellungen können selbstverständlich mit der Osteopathie gelöst werden. Oft ist eine zahnärztliche Behandlung notwendig, wobei die Osteopathie eine wertvolle Unterstützung bleibt.
  • Die osteopathische Behandlung einer Kieferfehlstellung ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene geeignet.
  • Viele von uns finden sich damit ab, mit ein bisschen Schmerz zu leben, obwohl unsere Lebensqualität damit eingeschränkt wird. Die Osteopathie hilft dabei, die Quelle des Problems zu untersuchen und die Ursache zu behandeln.

Merken